40 Jahre Volkswagen Golf Cabriolet

Die 1960er und 70er Jahre waren nach diversen tödlichen Unfällen mit offenen Cabrios geprägt von einem neuen Sicherheitsdenken. Während Hersteller wie Chevrolet und Porsche von vollwertigen Cabrios zu Targa-Modellen mit herausnehmbaren Dachteilen über den Köpfen der Passagiere umschwenkten, überlegten andere an der völligen Einstellung dieser Modellvarianten. Unter ihnen war zeitweise auch Volkswagen, die mit dem Käfer Cabriolet einen Publikumsliebling im Programm führten. Da 1974 der Käfer-Nachfolger Golf auf dem Markt erschien, war eine baldige Einstellung des offenen Rundlings absehbar. Da von offizieller Seite keinerlei Anstrengungen für einen offenen Golf-Ableger erfolgten, machte sich ein anderes Team an dieses Thema.

Karmann in Osnabrück fertigte bereits seit 1949 das Käfer Cabriolet und entwickelte nun einen offenen Golf, den man 1976 den Verantwortlichen von VW in Wolfsburg präsentierte. Dieser Prototyp erhielt eine neue Linie der hinteren, verkleinerten Seitenscheiben und ein unter einem Persenning verborgenes Stoffverdeck. Die Rückbank bot etwas weniger Beinfreiheit als beim normalen zweitürigen Golf und musste auf Kopfstützen verzichten. Allerdings fiel die neue Seitenlinie mit zum Heck hin aufsteigendem Knick bei der Betrachtung ebenso durch, wie die komplette Öffnung des Fahrzeugs. Prof. Dr. Ulrich Seiffert, damals Leiter der Fahrzeugsicherheit bei Volkswagen, verfügte: „Nicht ohne Bügel!“ Gemeint war ein fest verschweißter Überrollbügel zwischen den B-Säulen, der letztlich nicht nur die Überschlagssicherheit verbesserte und ein Anlenkpunkt für die vorderen Sicherheitsgurte war, sondern auch als zusätzliche Auflage für das Verdeck fungierte. Zudem verhalf er dem Golf Cabriolet zu den Spitznamen ‚Erdbeerkörbchen‘ und ‚Henkelmann‘.

Mit dem Werbeslogan ‚Sonne, Mond und Cabrio‘ führte Volkswagen das Golf Cabriolet rechtzeitig zum 14. Februar 1979 auf dem Markt ein. Ob es am Valentinstag liegt, dass der offene Viersitzer bis heute hohe Beliebtheit genießt, lässt sich nicht abschließend klären. Aus modellpolitischer Sicht kam der offene Ableger eigentlich viel zu spät, denn bereits 1983 erfolgte bei den geschlossenen Fahrzeugen der Wechsel vom Golf I auf den Golf II. Das Golf Cabriolet wurde davon jedoch verschont und lief letztlich bis 1993 äußerlich fast unverändert vom Band. Einige Produktaufwertungen sorgten allerdings im Interieur für stete Auffrischungen. Insgesamt entstanden in Osnabrück rund 389.000 Exemplare.

Mitte Juli 1993 erfolgte der Wechsel vom Golf I Cabriolet auf das neue Golf III Cabriolet, bei dem der charakteristische Sicherheitsbügel beibehalten wurde. Bis 1997 liefen 139.578 Fahrzeuge vom Band, die dank hochwertigerer Sicherheitsausstattung mit Airbags, ABS und Seitenaufprallschutz sowie einem flacher aufliegenden Stoffverdeck ebenfalls bis heute Kultcharakter besitzen. Durch ein umfangreiches Facelift entwickelten Volkswagen und Karmann den Wagen optisch an der Fahrzeugfront und im Interieur zum Golf IV weiter, während am Heck lediglich das Nummernschild vom Kofferraumdeckel in die Schürze wanderte. 2001 beendete Volkswagen die Fertigung des Cabrios und setzte sie für zehn Jahre aus. Erst 2011 erschien auf Basis des Golf VI ein neues Cabriolet, das nun auf den Überrollbügel verzichtete. Neben den typischen Benzinmotoren gab es auch Turbodieseltriebwerke sowie eine GTI- und eine R-Version, ehe 2016 nach 770.039 Exemplaren das Kapitel Golf Cabrio vorerst erneut geschlossen wurde.

Auf der Bremen Classic Motorshow zeigt Volkswagen ab heute drei Tage lang sowohl den Karmann Prototypen von 1976 als auch ein frühes Exemplar des Golf Cabriolet aus der Osnabrücker Produktion. Doch auch ansonsten lohnt ein Besuch der Bremer Messe. Wir berichten in Kürze.

Bilder: Volkswagen