40 Jahre Mercedes-Benz G Papamobil

Als Oberhaupt der katholischen Kirche vertraut seine Heiligkeit der Papst seit den späten 1910er Jahren auf eigene Autos, die zumeist sehr bequem und luxuriös ausgestattet werden. Bis 1979 handelte es sich ausschließlich um hochwertige, schwarze Limousinen, in deren Fond oftmals lediglich ein thronartiger Sitz verbaut war. Für den Zeitraum vom 15. bis 19. November 1980 kündigte Papst Johannes Paul II einen Besuch in Deutschland an – als erster Papst in rund 200 Jahren. Für die geplanten Paraden durch München, Mainz und Köln bereitete Mercedes-Benz ein neues Auto vor, das erstmals nicht in Schwarz, sondern in Perlmuttweiß mit goldenen Akzenten auftrat. Auf Basis eines 230 G entstand ein offenes Fahrzeug, das bis einschließlich der vorderen Türen der Basis entsprach. Allerdings entfernte der Sonderfahrzeugbau das Dach und verbaute im Fond einen eigenständig gestalteten Bereich auf einem 40 Zentimeter erhöhten ebenen Boden mit Sitz und Stehfläche für den Heiligen Vater.

Die Handreling in vergoldetem Messing ließ sich in die erhöhten Türen und die Trennwand zum Cockpit einstecken. Alternativ konnte eine hohe, transparente Abdeckung aus Kunststoffglas hinten auf das Fahrzeug aufgesetzt werden, die den Papst vor Wind und Regen schützte. In Boden, Seiten und Dach dieser Kuppel integrierte man indirekte Beleuchtungsquellen, durch die der Heilige Vater auch abends noch gut sichtbar war. Eine leistungsstarke Klimaanlage sollte bei sommerlichen Temperaturen dafür sorgen, dass es unter der Glaskuppel nicht zu heiß wurde. Gleichzeitig verhinderte sie ein Beschlagen bei Regen und hoher Luftfeuchtigkeit. Der 4,39 Meter lange, 1,95 Meter breite und 2,8 Meter hohe Wagen erhielt schnell den Beinamen ‚Papamobil‘, ging jedoch erst einmal nur leihweise an den Vatikan. Dort erhielt er das Kennzeichen SCV7. An der technischen Basis des 230 G veränderte Mercedes-Benz nichts, wodurch eine Leistung in Höhe von 75 kW/102 PS bereitstand, die über ein Automatikgetriebe auf den permanenten Allradantrieb gelangte.

Nach dem Attentat auf Papst Johannes Paul II erfolgte 1981 eine Umrüstung des Papamobils auf eine Glaskuppel mit schusssicherem Glas. In den Jahren 1983 und 1985 erfolgten weitere Anpassungen an aktualisierte Sicherheitsvorgaben aus dem Vatikan. Beim Papstbesuch in Österreich 1983 tauschte man sogar den Mercedes-Stern im Kühlergrill gegen das Markenlogo von Puch aus, da dort das G-Modell von dieser Marke vertrieben wurde. Selbst heute entstehen alle G-Modelle noch immer bei Magna Steyr (früher Steyr-Daimler-Puch) in Graz. 1982 entstand ein zweites, äußerlich fast identisches Papamobil auf Basis des 92 kW/125 PS starken 230 GE, an dem das Kennzeichen SCV6 montiert wurde. Beide Autos gingen im gleichen Jahr endgültig in den Besitz des Vatikans über, der jedoch 2004 das erste Fahrzeug an das Mercedes-Benz Museum zurückgab. Im November 2007 baute man einen G 500 mit offener Karosserie und umklappbarer Windschutzscheibe auf, das mit dem vatikanischen Kennzeichen SCV1 weltweit bei Papstbesuchen im Einsatz ist.

Bilder: Mercedes-Benz