40 Jahre Aston Martin Bulldog

William Towns dürfte vielleicht dem einen oder anderen Leser ein Begriff sein. Falls nicht, lernen Sie diesen britischen Autodesigner in den folgenden Zeilen ein wenig besser kennen. Er begann seine Karriere bei Rover und zeichnete dort das heute legendäre Turbinenauto Rover-B.R.M. Type 00, das 1963 bis 1965 beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans teilnahm. 1966 wechselte Towns zu Aston Martin, arbeitete aber parallel auch für andere Hersteller wie Jensen. Nachdem er mit dem allerersten DBS eine neue Designrichtung bei Aston Martin etabliert hatte, ließ er den nur in Kleinserie entstandenen Viertürer Lagonda folgen. Während diese erste Serie noch sehr an die Sportwagen DBS und V8 erinnerte, sorgte die 1976 präsentierte zweite Serie für weltweites Aufsehen und machte William Towns schlagartig bekannt. Der Grund dafür lag im keilförmigen Auftritt mit Klappscheinwerfern und extrem langer Motorhaube. Soetwas hatte es zuvor im Limousinenbereich noch nicht gegeben.

Kurz nach der Premiere des neuen Lagonda meldete sich ein wohlhabender arabischer Kunde bei Aston Martin und fragte an, ob der britische Hersteller ihm einen einzigartigen Sportwagen bauen würde – natürlich mit Towns-Design. Die Geschäftsleitung stimmte zu und so begannen Arbeiten am Projekt DP K9. Diesen kryptischen Namen verdankte der Sportwagen einer Rolle aus der in Großbritannien sehr beliebten Fernsehserie Doctor Who. Da die Entwicklungsarbeiten sehr viel Zeit in Anspruch nahmen, zog sich der Auftraggeber alsbald aus dem Projekt zurück. Aston Martin wollte diesen außergewöhnlichen Wagen jedoch nicht als Entwurf in der Schublade verstauben lassen und entschied sich daher dazu, ihn auf eigene Kosten zu einem fahrbaren Prototypen werden zu lassen. Allerdings musste das Team rund um Keith Martin für diesen Aufbau in eine ungemütliche kleine Ecke auf dem Firmengelände umziehen, die intern den Rufnamen ‚kennel‘, also übersetzt ‚Hundezwinger‘ hatte. Aus diesem Grund kam sehr schnell der Name Bulldog für das Einzelstück auf, der schließlich offiziell übernommen wurde.

Während Aston Martin bis zu jenem Zeitpunkt ausschließlich für Frontmotor-Fahrzeuge bekannt war, wurde der Bulldog von Anfang an konsequent als Mittelmotorsportwagen geplant. Über einem Zentralrohrrahmen sitzt die von William Towns gestaltete Karosserie, die lediglich 1.092 Millimeter über die Straße aufragt. Sie erhielt für die Weltpremiere am Bell Hotel in Aston Clinton am 27. März 1980 eine Lackierung in Silber und Hellgrau. Vorn finden sich auf den ersten Blick lediglich Blinker und Standlichter. Erst wenn die Scheinwerfer benötigt werden senkt sich der zentrale Frontbereich ab und gibt fünf nebeneinander angeordnete Leuchten frei. Abgesehen von den Rädern gibt es so gut wie keine Rundung. Selbst die Außenspiegel sind hinter kantigen Verkleidungen verborgen. Für den Einstieg gab es bis in den Unterboden reichende Flügeltüren. Innen übernahm man die vom Lagonda bekannten digitalen Instrumente. Hinter den Sitzen treibt ein 5,3 Liter großer V8-Biturbomotor den Bulldog über ein manuelles Fünfgang-Getriebe die Hinterräder an. Aston Martin versprach ursprünglich eine Höchstgeschwindigkeit von über 320 km/h, erreichte jedoch bei Testfahrten auf dem MIRA-Gelände 1981 lediglich 307 km/h.

Nachdem der Wagen weltweit für Schlagzeilen gesorgt hatte, verkaufte Aston Martin den Bulldog 1982 an den Meistbietenden. Auf diesen Besitzer im  Nahen Osten folgten weitere in den USA und in Großbritannien. Im Laufe der Zeit erfolgten diverse Modifikationen am Fahrzeug. Zuerst erhielt es einen Monitor in der Mittelkonsole für die nachgerüstete Rückfahrkamera. Dann erfolgte eine Umlackierung auf eine grüne Bicolor-Farbgebung sowie eine Veränderung vom originalen, dunkelbraunen Lederinterieur hin zu einem hellen Rotbraun. Später tauschte man das Leder erneut gegen einen Creme-Ton mit leichtem Grünstich. Der aktuelle Besitzer brachte den Sportwagen nun zu Classic Motor Cars Limited (CMC), wo in den kommenden 18 Monaten eine umfangreiche Restaurierung durchgeführt wird. Dabei soll die originale Farbgebung wiederhergestellt werden. Gleichzeitig fließen ein paar moderne Komponenten ein, die der Technik zu mehr Zuverlässigkeit verhelfen sollen. Nach diesen Arbeiten plant der Besitzer einen neuen Anlauf, um mit dem Bulldog 320 km/h zu erreichen. Anschließend soll das Auto noch einmal weltweit auf Veranstaltungen gezeigt werden.

Bilder: Aston Martin, Classic Motor Cars Limited, Ed Bagnall