30 Jahre Mazda MX-5

Als Mazda Ende der 1980er Jahre einen neuen zweisitzigen Roadster ankündigte grinsten manche Experten nur milde. Die große Zeit der Roadster-Welle, speziell aus Großbritannien aber auch zum Teil von italienischen Marken, schien, auch begründet durch ein in den USA angedrohtes Verbot offener Autos, beendet zu sein. Einige Hersteller hatten sich bereits aus diesem Segment zurückgezogen, andere konnten beiweitem nicht mehr an die vorherigen Verkaufserfolge anknüpfen. Und doch traute sich hier ein japanischer Hersteller, neu in diese Kategorie einzusteigen. Inspiriert von den sogenannten Lightweight Sports Cars (LWS), wie sie von MG, Austin-Healey, Triumph, Lotus, Fiat und Alfa Romeo in Europa und den USA erfolgreich in den 60er und 70er Jahren vertrieben wurden, entstand bei Mazda ein Herz-Projekt einiger Ingenieure rund um Projektleiter Toshihiko Hirai. Von Seiten der Marketingabteilung sah man keinerlei Absatzmöglichkeiten für einen zweisitzigen Sportwagen ohne festes Dach. Letztlich fällte der Vorstand jedoch die Entscheidung für eine Serienfertigung, erwartete aber lediglich rund 5.000 Exemplare als Jahresproduktion, wovon man 3.000 in die USA und etwa 500 nach Europa exportieren wollte.

Auf der Chicago Auto Show 1989 war es schließlich soweit: Der Mazda MX-5 debütierte. Allerdings erhielt dieses Modell in Nordamerika den Namen ‚Miata‘. Auf dem heimischen Markt in Japan hört der Wagen auf die Bezeichnung ‚Eunos Roadster‘. Bereits während der noch laufenden Ausstellung gingen soviele Bestellungen für das Fahrzeug ein, dass die geplante Produktionsmenge nicht ausreichen konnte. Das für Deutschland vorgesehene Kontingent war nach drei Tagen ausverkauft. Entsprechend entwickelte sich schnell ein Grauimport-Markt, für den vor allem Fahrzeuge aus den USA und Kanada in alle Welt verschifft wurden. Zum Verkaufsstart gab es den MX-5 ausschließlich mit einem 1,6 Liter großen Vierzylindermotor und 85 kW/115 PS. 1994 ersetzte man dieses Triebwerk durch einen 1,8-Liter-Motor mit 96 kW/131 PS, dem man ein Jahr später erneut einen 1,6er zur Seite stellte, diesmal jedoch nur noch mit 66 kW/90 PS. Während man den MX-5 eigentlich vor allem für sein manuelles Fünfgang-Getriebe mit extrem kurzen Schaltwegen kennt, gab es den 1,8er auf Wunsch auch mit Automatikgetriebe. Diverse Sondermodelle sorgten weltweit für stetige Nachfrage. Prototypen mit festem Coupé-Dach oder Wasserstoffantrieb gingen hingegen nicht in Serie. Nach 431.506 Exemplaren, die bis 1998 die Fertigungsbänder verlassen hatten, war nicht nur der Marketingabteilung ihr ursprünglicher Irrtum bekannt, sondern auch die Zeit reif für eine zweite Modellgeneration.

Intern läuft der MX-5 bei Mazda als ‚N‘-Baureihe, gefolgt von einem weiteren Buchstaben in alphabetischer Reihenfolge für die jeweilige Modellgeneration. Auf das Urmodell NA folgte 1998 also der NB. Aufgrund veränderter Ausgangsdaten in Sachen Zulassungsvorschriften sowie mit verbesserter Technologie geriet der zweite MX-5 zwar ein wenig größer, erhielt jedoch auch kräftigere Motoren. Beim 1.6 standen nun 81 kW/110 PS und beim 1.8 103 kW/140 PS bereit. In den USA gab es nach einem Facelift im Jahr 2000 für einen begrenzten Zeitraum auch eine turboaufgeladene Mazdaspeed-Variante. Kurz vor Ende der Bauzeit des NB erreichte man die Schwelle von insgesamt 700.000 gebauten MX-5. Zudem gab es erneut Konzeptfahrzeuge mit festem Coupé-Dach, die Mazda vorrangig auf der Tokyo Motor Show zeigte und lediglich in einer Miniauflage von 200 Exemplaren für den japanischen Markt in die Serienfertigung übernahm.

2005 folgte mit dem NC die dritte Generation, dessen Bodengruppe im Grunde vom zwei Jahre zuvor präsentierten RX-8 stammte. Unter der Motorhaube saßen nun ein 1,8-Liter-Vierzylinder mit 93 kW/126 PS oder ein zwei Liter großes Triebwerk mit 118 kW/160 PS. Während das kleinere Aggregat grundsätzlich mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe kombiniert wurde, konnten die Kunden beim großen Motor neben diesem bis 2013 optional ein Sechsgang-Schaltgetriebe oder eine Sechsstufen-Automatik wählen. Anschließend war die manuelle Sechsgang-Box Teil der Serienausstattung. Zudem ergänzte Mazda die Modellpalette rund ein Jahr nach der Einführung des NC mit dem Roadster Coupé, bei dem anstelle des sonst bekannten Stoffverdecks ein dreiteiliges Kunststoff-Hardtop verbaut war, das auf Knopfdruck elektrisch in Richtung Kofferraum verschwand. Erneut gab es zahlreiche Sondermodelle weltweit und Konzeptstudien, die den Grundgedanken des MX-5 in verschiedene Richtungen weiterdachten. So stand 2009 beispielsweise der radikale, scheiben- und dachlose MX-5 Superlight auf der IAA in Frankfurt, dessen Leergewicht um rund 135 Kilogramm abgesenkt werden konnte. Serienchancen hatte diese Version indes nicht. Noch vor der Modellpflege im Jahr 2008 überschritt Mazda die Marke von 800.000 gebauten Exemplaren.

Ein Jahr nach der Markteinführung des bis heute aktuellen MX-5 ND erreichte die Gesamtproduktionszahl im April 2016 einen Wert von mehr als einer Million Exemplare. Inzwischen sind es bereits mehr als 1,1 Millionen Stück, die im japanischen Hiroshima vom Band liefen. Damit ist der offene Mazda der meistverkaufte Roadster weltweit. Im Markendesign ‚Kodo‘ gestaltet zeigt sich Generation vier 40 Millimeter kürzer, 20 Millimeter niedriger aber auch 15 Millimeter breiter als der Vorgänger NC. Gleichzeitig sank das Gewicht je nach Ausstattungsumfang um 80 bis 100 Kilogramm. Als Nachfolger des Roadster Coupés stellte Mazda Ende 2016 den MX-5 RF mit elektrischem Klappdach und eigenständigem Aufbau der B-Säulen vor. Als Antriebsquellen dienen ein 1,5-Liter-Motor mit 131 PS (seit August 2018 sind es 132 PS) oder ein Zweiliter-Triebwerk, das anfänglich 118 kW/160 PS und seit einem Facelift im vergangenen Jahr sogar 135 kW/184 PS leisten darf. In Deutschland ist ausschließlich der MX-5 RF mit dem großen Motor alternativ mit Automatikgetriebe lieferbar. Auf der Bodengruppe des MX-5 ND basieren auch der Fiat 124 Spider sowie dessen sportlicherer Ableger Abarth 124 Spider.

Noch bis Ende Januar 2020 zeigt das Mazda Classic Automobil Museum Frey in Augsburg in einer Sonderausstellung diverse Varianten aus der 30-jährigen MX-5-Geschichte. Ein Auto, das ursprünglich allenfalls Kleinserienchancen zugesprochen bekam, wurde zum weltweiten Hit und erreichte innerhalb von wenigen Jahren Kultstatus. Nun dürfen die ersten Exemplare bereits mit dem begehrten H-Kennzeichen bewegt werden. Happy Birthday MX-5, Miata und Eunos Roadster.

Bilder: Mazda