30 Jahre Ferrari 348

Ferrari und V8-Mittelmotorsportwagen, diese Paarung gehört heutzutage für viele Autofans automatisch zusammen. Dass diese Tradition erst seit 1974 besteht, vergessen viele Betrachter dabei. Als Nachfolger des Dino 246 mit dem damals ersten Mittelmotor-V6 der Markengeschichte begründete der 308 GT4 eine neue Modellfamilie, die jedoch erst ein Jahr später mit dem 308 GTB und GTS (mit Targadach) wirklich in Gang kam. Immerhin trug der 308 GT4 noch bis 1976 den Markennamen Dino und war damit für viele Fans kein echter Ferrari. Diesen Ruf hat er sich im Nachhinein dann doch noch erworben. 1985 entwickelte man den 308 zum 328 weiter, der sich optisch vor allem durch die tiefer herunter gezogenen Kunststoffstoßfänger erkennen lässt. Vier Jahre später debütierte der Nachfolger 348 als komplette Neuentwicklung. Auch hier bot Ferrari von Anfang an zwei Karosserieformen an, den tb (Trasversale Berlinetta) als Coupé sowie den ts (Trasversale Spider) mit herausnehmbaren Targadach über den Köpfen der Passagiere. 1993 folgte auf ausdrücklichen Kundenwunsch das Spider genannte Vollcabrio mit versenkbarem Stoffverdeck. Während der 308/328 noch klassisch auf einem Gitterrohrrahmen basierte, erhielt der 348 eine selbsttragende Aluminiumkarosserie, wodurch die Steifigkeit deutlich erhöht werden konnte.

Optisch orientierte man sich am erfolgreichen großen Bruder, dem V12-Modell Testarossa. Ähnlich wie dieser zeigte der 348 Kühlluftkiemen in den Türen, durch die der Fahrtwind angesaugt wurde. Gebläse leiten die Luft schließlich in Richtung des neu entwickelten V8-Triebwerks mit 3,4 Litern Hubraum. Dieses sorgte nicht nur für den Namen (3,4 Liter und 8 Zylinder), sondern auch für eine Leistung von anfänglich 220 kW/300 PS (mit Katalysator 217 kW/295 PS) und 304 Newtonmeter Drehmoment. Hinter dem Motorblock saß wie beim Mondial t das manuelle Fünfgang-Getriebe quer angeordnet, wodurch sich eine T-Bauform ergab (im italienischen Trasversale). Damit erreichte der tb eine Höchstgeschwindigkeit von 275 km/h. Mit der Einführung des Spider erhielt das Triebwerk modifizierte Kolben und Ventile, ein neues Steuergerät und Veränderungen am Ansaugtrakt, wodurch eine Mehrleistung von 15 kW/20 PS generiert werden konnte. Diese stand ab der zweiten Jahreshälfte 1993 auch im Coupé und Targa zur Verfügung, die ab diesem Zeitpunkt auf GTB und GTS umgetauft wurden. Ein weiteres optisches Zitat des Testarossa war die schwarze Grillblende am Heck, hinter der sich auch die Rückleuchten befanden.

Mit dem 348 begründete Ferrari auch den hauseigenen Markenpokal, die Ferrari Challenge. Gemeinsam mit Michelotto entwickelte man diese Rennversion stetig weiter. Schließlich konnte man den Kunden sogar eine Variante für den GT-Rennsport anbieten, die beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans mit einer rund 530 PS starken Ausbaustufe des V8-Motors startete. Einige 348 GTC (C für Competizione) erhielten im Laufe der Zeit sogar eine Straßenzulassung. Insgesamt baute man 56 Exemplare des 348 GTC auf, wobei viele Privatkunden ihre Autos optisch und technisch auf den GTC-Stand aufrüsteten.

Während der 348 als tb/GTB und ts/GTS das Volumenmodell von Ferrari mit rund 2.500 Exemplaren pro Modelljahr war, blieb der Spider mit insgesamt lediglich etwa 1.100 gebauten Autos eine Rarität. Entsprechend gestaltet sich heutzutage auch die Preispolitik auf dem edlen Gebrauchtwagenmarkt. Momentan sind gute Exemplare noch zwischen 50.000 und 80.000 Euro erhältlich. Der Spider beginnt bei diesem Wert gerade erst interessant zu werden. Allerdings dürften sich die Preise der Coupé- und Targaversionen durch das Erreichen des H-Kennzeichenalters nun auch ein wenig nach oben bewegen.

Bilder: Ferrari