120 Jahre Fiat 3 1/2 hp

Kennen Sie Carlo Racca, Emanuele Cacherano di Bricherasio, Lodovico Scarfiotti, Roberto Biscaretti di Ruffia, Cesare Goria Gatti, Luigi Damevino, Michele Ceriano, Alfonso Ferrero di Ventimiglia und Giovanni Agnelli senior? Zumindest der letzte Name dürfte Autofans eventuell ein Begriff sein, ist er doch der Großvater von Gianni Agnelli. Gemeinsam mit den anderen acht Herrschaften begründete er am 11. Juli 1899 in Turin die ‚Fabbrica Italiana Automobili Torino‘ (Italienische Automobilfabrik Turin), kurz F.I.A.T., heute Teil des Konzern Fiat Chrysler Automobiles N.V. (FCA). Man übernahm zwei kleinere Firmen in Turin, darunter eine Fahrradproduktion, die bereits einen Autoprototyp namens ‚Welleyes‘ fertiggestellt hatte. Auf dieser Basis entstanden die ersten eigenen Automobile.

Als erstes Modell brachte die noch junge Marke im gleichen Jahr den 3 1/2 hp auf den Markt. Dieses Fahrzeug weist einen über der Hinterachse untergebrachten Zweizylindermotor auf, der aus 679 Kubikzentimetern 3,1 kW/4,2 PS holt. Diese gelangen über ein Dreigang-Getriebe ohne Rückwärtsgang auf die Hinterräder. Dank eines Leergewichts von nur 680 Kilogramm lag der Durchschnittsverbrauch bei lediglich acht Litern Kraftstoff. Die Gestaltung und den Aufbau der Vis-á-vis-Karosserie übernahm Marcello Alessio in Turin. Bis 1900 entstanden laut offiziellen Quellen 24 Exemplare, von denen heute noch mindestens vier existieren.

Einer dieser vier Fiat 3 1/2 hp gehört der FCA UK Ltd. und steht normalerweise als Dauerleihgabe im National Motor Museum in Beaulieu. Gemeinsam sorgte man nun dafür, dass die Technik des 120 Jahre alten Fahrzeugs wieder straßentauglich ist. Am 3. November soll der 3 1/2 hp beim diesjährigen London to Brighton Run die rund 60 Meilen lange Strecke vom Hyde Park in London zum Madeira Drive in Brighton unter die Räder nehmen. Fiat unterstützt diese Veranstaltung aufgrund des runden Markenjubiläums als offizieller Sponsor.

Der London to Brighton Run wurde begründet, als der Highway Act in Großbritannien in Kraft trat und damit nicht mehr vor jedem Auto ein Mann mit roter Flagge laufen musste, um das Geschwindigkeitslimit von 4 mph (6,43 km/h) zu überwachen. Stattdessen betrug das landesweite Limit für einige Zeit 14 mph (22,5 km/h).

Bilder: Fiat