Intermeccanica Italia Spyder

Sagt Ihnen die Automarke Intermeccanica etwas? Älteren Lesern unter Umständen schon. Die Markengeschichte reicht zurück bis ins Jahr 1959, als Ferenc Alfred ‚Frank‘ Reisner, ein gebürtiger Ungar, gemeinsam mit seiner Frau Paula in Turin die Firma ‚North-East Engineering Company‘ begründete, die kurz darauf in ‚Costruzione Automobili Intermeccanica‘ umbenannt wurde. Anfänglich entstanden unter seiner Leitung Tuningkits für diverse Fahrzeuge der Marke Puch unter dem Verkaufsnamen IMP (Intermeccanica Puch). Bald begann man damit, für Kleinserienhersteller eigenständige Autos im Hybridkonzept zu entwickeln, womit die Verwendung von erprobter Antriebstechnik aus den USA in Kombination mit europäisch gestalteten Karosserien gemeint ist. Ein Beispiel für eine solche Entwicklung ist der Apollo GT, für den Intermeccanica zwischen 1962 und 1964 die Fahrgestelle, Karosserien und Interieurs anfertigte, anschließend bei Carbondio in Turin mit der Antriebstechnik vervollständigen und dann in die USA zu International Motorcars (IMC) verschiffen ließ. Ab 1964 lief der Wagen als Vetta Ventura und 1965 schließlich noch einmal als Apollo. Für Griffith Motors entstand schließlich eine Variante als 2+2-Sitzer, aus der schließlich der Omega GT wurde.

Nach diesem unglaublichen hin und her zwischen den diversen amerikanischen Firmen entschied sich Frank Reisner zur Produktion seines eigenen Sportwagens auf gleicher Basis, an der er die Rechte erwarb und den er ursprünglich als Intermeccanica Torino vorstellte. Allerdings gab es alsbald eine offizielle Beschwerde von Ford, die diesen Modellnamen bereits seit Jahren nutzten. Dies führte nach 97 produzierten Fahrzeugen zur Umbenennung in Italia. Unter der Motorhaube des einst von Franco Scaglione gezeichneten und anschließend mehrfach selbst veränderten Sportwagens arbeitete wie zuvor im Omega GT ein 5,7 Liter großer V8-Motor von Ford mit 310 PS nach SAE-Norm. Dieses drehmomentstarke Triebwerk passte zum Anspruch Reisners, den Italia hauptsächlich in den USA anbieten zu wollen. Tatsächlich gingen die meisten der zwischen 1968 und 1970 angefertigten 411 Exemplare ursprünglich dorthin, sind aber heute über die ganze Welt verteilt anzutreffen. In Deutschland übernahm Erich Bitter den Vertrieb, war jedoch bald von der äußerst schlechten Fertigungsqualität so entsetzt, dass er das gemeinsam geplante Nachfolgemodell Indra nach wenigen Jahren in Eigenregie und mit diversen Detail- und Designverbesserungen als Bitter CD vermarktete.

Da aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie keine Live-Auktionen stattfinden können und die Oldtimermesse Techno Classica in Essen dieses Jahr ersatzlos ausfällt, verlagerte das Auktionshaus RM Sotheby’s die dort geplante Versteigerung auf die hauseigene Webseite. Neben diversen anderen Fahrzeugen hätte man in Essen auch die ‚La Collection Petitjean‘ angeboten, zu der auch ein Intermeccanica Italia Spyder von 1970 zählt. Dieser schwarz lackierte Sportwagen mit roter Lederausstattung ging ursprünglich an einen Erstbesitzer in Los Angeles. Heute befindet sich das Auto in ordentlichem, jedoch nicht fahrbereiten Zustand, da die Fahrzeuge der La Collection Petitjean für viele Jahre unbewegt ausgestellt waren. Eine umfangreiche technische Durchsicht ist daher ebenso angeraten wie eine vorsichtige optische Auffrischung kleinerer Macken. Als Estimate legte RM Sotheby’s einen Bereich zwischen 90.000 und 110.000 € für die Online-Auktion fest, die morgen bereits ihr Ende findet. Da es keinen Mindestpreis gibt, gewinnt der Höchstbieter jedoch automatisch.

Bilder: RM Sotheby’s, Dirk de Jager