Imperial Crown Limousine by Ghia
In den USA zählt Prestige im Automobilbereich viel. Daher gab und gibt es immer wieder Autohersteller, die, oft speziell für Fahrzeuge der Oberklasse, eine eigenständige Tochtermarke gründen, um die entsprechenden Modelle vom normalen Programm zu unterscheiden. In der heutigen Zeit wären beispielsweise Genesis (Hyundai), Acura (Honda) oder Infiniti (Nissan) zu nennen. Früher gab es Edsel und Mercury (Ford), LaSalle, Viking und Saturn (General Motors) sowie DeSoto, Eagle und Imperial (Chrysler). Imperial entstand dabei aus der Modellbezeichnung einer luxuriösen Chrysler-Limousine, die vor und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg angeboten wurde. Für das Modelljahr 1955, das in den USA bereits im Sommer 1954 begann, verkündete man in einer Pressemitteilung im November 1954, diese Autos in die eigenständige Marke Imperial auszugliedern. Auf diese Weise wollte man besser mit den Traditionsmarken Lincoln (Ford-Konzern) und Cadillac (GM) konkurrieren. Als Logo wählte man einen stilisierten Adler, den es sowohl als aufgerichtete Kühlerfigur als auch als flaches Relief auf Motorhaube und Kofferraumklappe gab. Die Fahrzeuge selbst blieben optisch und technisch immer dicht an den gleichzeitig produzierten Chrysler-Modellen, was vom Konzern durchaus gewollt war, um die positiven Image-Effekte der Luxusklasse auf die Massenprodukte zu übertragen. Allerdings relativierte sich dadurch die Exklusivität der deutlich teureren Imperial-Modelle, was von den Kunden entsprechend negativ quittiert wurde. Letztlich stellte man die Marke nach dem Modelljahr 1975 auf dem Höhepunkt der Ölkrise wieder ein, nutzte aber den Namen erneut für Oberklassemodelle in den 80er und 90er Jahren.
In der ersten Modellgeneration von 1955 bis 1956 gab es die Imperial als viertürige Limousinen und zweitürige Coupés sowie als Repräsentationslimousine für Staatsmänner, die nur in wenigen Exemplaren gefertigt wurde. Insgesamt entstanden in diesen beiden Modelljahren lediglich 21.716 Imperial, während Lincoln rund 78.000 und Cadillac sogar fast 300.000 Autos im gleichen Zeitraum absetzte. Die zweite Modellgeneration von 1957 bis 1963 fiel in jene Zeit, in der die US-Marken jährlich das Design der Fahrzeuge veränderten, um den Kunden immer wieder etwas Neues bieten zu können. Gleichzeitig blieben die Rohkarosserie und das separate Kastenrahmen-Chassis jedoch annähernd unverändert. Während alle anderen Chrysler-Modelle 1960 auf selbsttragende Karosserien umgestellt wurden, behielt die Luxusmarke das Kastenrahmen-Prinzip noch bis 1963 bei. Imperial bot drei Modellreihen parallel an, wobei der Custom den Einstieg bildete, der Crown in der Mitte platziert war und der LeBaron die Spitzenposition markierte. Allerdings basierten alle drei auf der gleichen Karosserie und unterschieden sich lediglich durch die verbauten Ausstattungsdetails und wenige Design-Details. Unter der Haube werkelte der jeweils größte V8-Motor des Chrysler-Konzerns, der anfänglich 325 PS aus 6,4 Litern holte. Ab 1959 kam das neue, 6,7 Liter große Triebwerk mit 340 PS zum Einsatz.
Neben den drei genannten Modellreihen bot Imperial den Crown auch als Repräsentationslimousine an, für die teilweise fertiggestellte Hardtop Coupés auf Fahrgestellen mit 3,27 Meter langem Radstand und X-Verstärkungen am Rahmen nach Italien verschifft wurden. Dort angekommen übernahm der Karosseriebauer Ghia die weiteren Arbeiten. In Handarbeit entstanden verlängerte Karosserien, für die Imperial den leeren Innenraum der angelieferten Autos mit vier Limousinen-Türen, Scheiben, Blattfedern eines Chrysler Kombi-Modells für die Hinterachse, verstärkten Stabilisatoren, einer verlängerten Kardanwelle, Sitzschienen, einem vorverkabelten Armaturenbrett, Leder und Teppichen für die Innenausstattung sowie einer Zweizonen-Klimaanlage füllte. Diese Komponenten verbauten die Ghia-Mechaniker in den fertiggestellten Fahrzeugen und schickte diese schließlich zurück in die USA.
Diese Fertigungstechnik stellte sich jedoch alsbald als zu teuer heraus. Nach nur neun Modelljahren stellte man die Produktion der Repräsentationslimousine daher ein. In diesem Zeitraum entstanden lediglich 132 Exemplare, 31 davon 1958. Eines davon steht nun bei RM Sotheby’s in Auburn Fall zur Versteigerung bereit. Vermutlich erwarb eine Familie Eaton aus Ontario/Kanada den Wagen ursprünglich und nutzte ihn unter anderem um Queen Elizabeth II auf dem Weg zur Royal Fair 1959 zu chauffieren. Die britische Königin residierte für den Zeitraum dieser Ausstellung bei Familie Eaton. Neben diesem Fahrzeug hatte man hierfür noch einen zweiten Imperial Crown als Limousine bestellt, die für Paraden extra ein Plexiglas-Dach im hinteren Bereich erhielt. In den folgenden Jahren wurde die normale Limousine in der Garage der Sommerresidenz der Eaton-Familie eingelagert und erst in den 1990er Jahren an Ed Meurer verkauft. Trotz der außergewöhnlichen Historie erwartet das Auktionshaus lediglich US$ 80.000 bis US$ 120.000 als Zuschlagspreis.
Bilder: RM Sotheby’s