Automotive Art 8 – Iso Grifo

Mit nur 26 Jahren zeichnete Giorgetto Giugiaro bei Bertone den sehenswerten Iso Grifo. Im August-Teil zeigt Bill Pack uns diesen Sportwagen.

Herzlich willkommen zu einem neuen Teil unserer monatlichen Automotive Art Sektion mit Fotograf und Lichtkünstler Bill Pack. Er rückt das Design von Oldtimern in besonderem Maße in Szene und erklärt seine Interpretation der Styling-Ideen mit einigen interessanten Bildern, die er in seinem eigenen Stil aufgenommen hat. Für den August wählte er einen schönen Iso Grifo aus, um ihn durch seine Lichttechnik vorzustellen.

In den Kopf des Designers – von Bill Pack

Es ist einfach, viele Fakten und Informationen über jeden Automobil-Designer zu erfahren. So lässt sich schnell herausfinden, für welche Firmen sie im Laufe der Zeit gearbeitet haben, welche Automodelle sie entworfen haben und welche Innovationen sie in die Branche gebracht haben. Wir wissen also viel von ihnen, aber wir kennen sie nicht. Mit meinen Bildern versuche ich, in die Seele und den Geist des jeweiligen Designers zu gelangen. Ich konzentriere mich auf bestimmte Teile des Autos und verwende meine Beleuchtungstechnik, um die emotionalen Linienführungen des Designers hervorzuheben.

Iso Grifo – Gezeichnet von Giorgetto Giugiaro

Giorgetto Giugiaro zeichnete 1963 das Design des Iso Grifo während er für Bertone arbeitete. Die Produktion bei der Iso Autoveicoli S.p.A. in Bresso/Italien begann 1965.

Ablehnung scheint ein typisches Phänomen für Innovatoren zu sein. Dies galt auch für Giorgetto. Nach einer kurzen Anstellung bei Fiat verließ er seinen Schreibtisch frustriert, da seine Entwürfe ständig abgelehnt wurden. Er ließ sich jedoch nicht abschrecken und präsentierte Nuccio Bertone im Alter von 18 oder 19 Jahren eine Probezeichnung. Nuccio kaufte diese Zeichnung und stellte Giorgetto direkt ein. Diese damalige Testzeichnung wurde zum ersten Giugiaro-Design, das in Serie ging – als Alfa Romeo 2000.

Beim Betrachten des Iso Grifo glaubt man es kaum, dass Giorgetto Giugiaro dieses Meisterwerk im Alter von nur 26 Jahren schuf. Heute ist er Anfang achtzig und tut immer noch das, wofür er immer schon eine Leidenschaft hegte. Er erschafft Design, das unvermeidlich zur Kunst wird. Der Begriff ‚lebende Legende‘ ist dabei eine Untertreibung. 1999 wurde Giorgetto zum einflussreichsten Autodesigner des 20. Jahrhunderts ernannt. Er erhielt zudem die Auszeichnung als ‚Car Designer of the Century‘ (Autodesigner des Jahrhunderts) von der Global Automotive Elections Foundation.

Giorgetto’s Linien haben den Test der Zeit bestens überstanden. Sie haben uns auf eine Reise zu einem neuen Formverständnis geführt. Der Iso Grifo wurde aus der Leidenschaft eines 26-jährigen jungen Mannes aus Garessio/Italien heraus erschaffen. Erkunden Sie die Linienführung in meinen Bildern und lernen Sie einen jungen Giorgetto Giugiaro auf seiner Reise zum Autodesigner des Jahrhunderts kennen.

Iso Grifo – Details – von Matthias Kierse

Einst stellte die Firma Iso Kühlschränke und Kühlanlagen her. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm man auch Motorroller und Motorräder ins Programm auf. Schließlich entwickelte man den Kleinstwagen Isetta, den man besser vom Lizenznehmer BMW kennt. Ab Anfang der 1960er Jahre probierte sich die Firma am Bau von Sportwagen, beginnend mit dem Iso Rivolta 300. Dabei griff man auf die Fähigkeiten des talentierten Konstrukteurs Giotto Bizzarrini zurück, der kurz zuvor im Streit aus seinem Vertrag bei Ferrari ausschied. Auch das Nachfolgemodell erhielt einen von Bizzarrini entwickelten Kastenträgerrahmen, der im Vergleich zum IR 300 um rund 20 Zentimeter verkürzt wurde.

Auf dem Turiner Autosalon Ende 1963 debütierte das neue Modell als A3/L, wobei das L für Lusso (deutsch: Luxus) stand. Im Vergleich zum Serienauto, das zwei Jahre später produziert wurde, zeigte dieser Prototyp noch schräg angeordnete Scheinwerfer und einen dreidimensionalen Kühlergrill. Neben dem A3/L plante man eine Rennvariante, den A3/C, der allerdings nach nur einem Start in Le Mans durch ein Zerwürfnis mit Giorgio Bizzarrini in dessen Zuständigkeitsbereich überging und von ihm als Bizzarrini 5300 GT weitergefertigt wurde. Derweil fertigte man den A3/L bei Iso seit 1965 als Grifo mit einem 5,4 Liter großen V8-Triebwerk aus der damaligen Chevrolet Corvette. Später folgten Versionen mit 5,7 (Chevrolet, bis 1972), 5,8 (Ford, ab 1972) und sogar 7 und 7,4 Litern (jeweils General Motors, bis 1972). Für den Big-Block-Motor erhielt der Grifo diverse Karosserieveränderungen, wobei die ‚Penthouse‘-artige Erhöhung der Motorhaube am auffälligsten war. Anfänglich hieß das große Modell 7-Litri, mit dem ganz großen Triebwerk schließlich Can Am.

Neben dem Coupé gab es den Grifo ab Werk auch mit Stahlschiebedach oder Stoffschiebedach. 17 Exemplare erhielten zudem beim Karosseriebauer Pavesi einen Umbau zum Targa mit herausnehmbaren Dachteil über den Köpfen der Passagiere. Zudem gab es bereits vor dem Serienanlauf eine Spyder-Version, die jedoch ein Einzelstück blieb. Insgesamt stellte Iso sowieso nur 412 Grifo in allen Varianten her, davon 70 7-Litri und 20 Can Am.

Bilder: © Bill Pack