65 Jahre Jaguar D-Type

Als Jaguar 1954 den D-Type als Nachfolger des C-Type präsentierte, ahnte man wohl nur, dass man durch die konsequente Nutzung aller Kenntnisse des bisherigen Rennprogramms einen hervorragenden Rennwagen auf die Räder gestellt hatte. Wie erfolgreich er sein würde, war unvorhersehbar. Als Antrieb nutzte man weiterhin einen 3,4 Liter großen Reihensechszylindermotor, den man in einem Gitterrohrrahmen unter der riesigen, nach vorn öffnenden Motorhaube verbaute. Ab der Schottwand schloss sich erstmals in der Geschichte von Jaguar eine selbsttragende Karosseriestruktur an. Allerdings verlängerte man aus Sicherheitsgründen den Rohrrahmen entlang des Kardantunnels. Das ursprüngliche Fahrzeug zeigte diverse Rundungen über den Rädern und einen Überrollbügel nebst Hutze hinter dem Fahrer. Alle originalen D-Type tragen das Lenkrad auf der rechten Fahrzeugseite. Bereits beim Ersteinsatz in Le Mans 1954 rollte ein Werks-Jaguar auf Rang 2 über die Ziellinie.

Schon bald entwickelte Jaguar den D-Type weiter und installierte hinter dem Überrollbügel jene große Finne, für die das Modell bis heute berühmt ist. So gerüstet startete der Wagen unter anderem bei den 24 Stunden von Le Mans 1955 im Werksteam und konnte das legendäre Rennen erstmals gewinnen. Für Kundenteams bot man derweil die 1954er Version zum Verkauf an. Aufgrund mangelnder Nachfrage standen einige Exemplare jedoch selbst ein Jahr später noch in den Produktionshallen. Man entschloss sich daher, diese Fahrzeuge ein wenig optisch zu modifizieren, ein rudimentäres Stoffverdeck und eine Windschutzscheibe anzufertigen und sie als XK-SS vor allem solventen Kunden in den USA anzubieten. Aufgrund des inzwischen eingefahrenen zweiten Le-Mans-Sieges gab es durchaus Interessenten, die eine straßenzugelassene Variante kaufen wollten. Am Abend des 12. Februar 1957 brach jedoch ein schwerer Brand in der Jaguar Fabrikation aus, bei dem insgesamt rund 270 Fahrzeuge in allen Produktionszuständen zerstört wurden, darunter einige D-Type, die noch zu XK-SS umgebaut werden sollten.

Nachdem das Jaguar Werksteam 1955 die 24 Stunden von Le Mans gewonnen hatte, zog es sich 1956 aus dem Motorsport zurück, nachdem die Werksautos in Le Mans bereits in der Anfangsphase ausgefallen waren. Vermutlich lag der Grund dafür auch im schwersten Unfall der Rennsportgeschichte, den der spätere Rennsieger Mike Hawthorn mit seinem D-Type mit verursacht hatte. Stattdessen überließ man es dem schottischen Rennteam Ecurie Ecosse, die weiterentwickelten D-Type in Sportwagenrennen einzusetzen. Dass dabei weitere Erfolge erzielt wurden, lässt sich nicht verschweigen: Unter der Leitung von Ecurie Ecosse gewann dieser offene Sportwagen zwei weitere Male in Le Mans. Während das 1956er Siegerfahrzeug nach einigen weiteren Renneinsätzen in Privatbesitz überging, war der Einsatz 1957 etwas Besonderes. Fünf privat eingesetzte D-Type traten an und Belegten die Plätze 1, 2, 3, 4 und 6. Dabei erreichten die beiden Fahrzeuge der Ecurie Ecosse einen Doppelsieg und der erstplatzierte Wagen einen Distanzrekord von 4.397 Kilometern.

In den Folgejahren endete der siegreiche D-Type schließlich im Bereich von privaten Clubsportrennen. Nach einem Crash teilte man das Chassis. Die Hinterachse nebst Karosserie wurde ebenso mit Replikateilen neu aufgebaut wie die Vorderachse inklusive Antrieb. Auf diese Weise existierten plötzlich zwei Original-Siegerautos. In den 2000er Jahren gelang es schließlich der Louwman Sammlung in Den Haag beide Autos zu erwerben und die originalen Teile wieder zusammenzufügen. Als eines der wertvollsten Exemplare der D-Type-Serie steht der Wagen nun wieder im Zustand des 1957er Le-Mans-Rennens im Louwman Museum.

Den wohl originalsten Jaguar D-Type zeigt der Salon Privé im September. Es handelt sich um die Fahrgestellnummer XKD509, den erstgebauten Wagen von 1954. Bis heute trägt der Wagen seinen originalen Motor, das originale Getriebe und das originale Chassis inklusive dem Rohrrahmen vorn. In den 1970ern erhielt dieser D-Type sein heute noch sichtbares schwarzes Lackkleid. Zuvor war er mattblau und weiß lackiert, trug fünf vertikale Rennstreifen und diente Lu Brero senior aus den USA als Rennwagen auf Strecken in aller Welt.

Letztes Jahr präsentierte Jaguar auf der Retromobile in Paris eine Continuation Serie des D-Type. 25 Exemplare entstehen in reiner Handarbeit nach originalen Spezifikationen. Hierfür zersägte man eigens einen originalen Motorblock, um die Kühlkanäle und sonstigen Komponenten besser verstehen und nachbauen zu können.  Zu den Preisen machte man keine Angaben, sie dürften jedoch unter denen von originalen Autos mit Renngeschichte liegen.

Bilder: Jaguar, Salon Privé, Bonhams, RM Sotheby’s, Archiv Secret Classics